„6 processes of sense-making“ – Die Abläufe einer Erfahrung analysiert – 3 Beispiele

Wie ich das verstehe, sind beide Ansätze von McCarthy und Wright eine Experience zu verstehen, ergänzend. Also schaue ich mir die selben 3 Beispiele von vorher: Nüsse, YouTube und Kleiderladen unter den Aspekten der „6 Processes of sense-making“ an.


1. Experience: edle Nussmischung

Die Experience einer edlen Tüte gemischter Nüsse, die ich als Geschenk bekommen habe.

 

  1. anticipating:
    • Ich habe ein Geschenk erwartet, wusste aber nicht was. Insofern war zwar eine Emotion der Vorfreude, aber keine genaue Vorstellung davon worauf.
  2. connecting:
    • Im Moment in dem ich das Geschenk erhalte, freue ich mich.
    • Jedes Mal wenn ich die Tüte auf dem Tisch stehen sehe, freue ich mich.
    • Jedes Mal wenn ich davon nasche, freue ich mich.
  3. interpreting:

    • Ich überlege und informiere mich wie diese speziellen Nüsse bester Qualität hergestellt wurden.
    • Ich überlege mir ob ich sie teilen soll oder für mich behalte.
  4. reflecting:
    • Nachdem ich die Tüte leer gegessen habe, werde ich mich womöglich an diese leckeren Nüsse erinnern und wie toll sie geschmeckt haben.
  5. appropriating:
    • Ich werde andere Nüsse mit diesen hier vergleichen und Verknüpfungen erstellen.
    • Ich werde, wenn ich an Geschenke denke, vielleicht an diese Nüsse denken.
    • Wenn ich nächstes Mal diese Nüsse sehe oder esse, werde ich an die Person denken, die sie mir geschenkt hat.
    • Ich tendiere dazu, diese Nüsse selber einmal zu kaufen.
  6. recounting:
    • Nachdem ich die Tüte leer gegessen habe, werde ich vielleicht einmal von diesen leckeren, besonderen Nüssen erzählen.

2. Experience: YouTube

Welche Experience erlebe ich bei YouTube?

  1. anticipating:
    • Ich gehe meistens auf YouTube wenn ich bereits eine Vorstellung davon habe, was ich erwarte.
    • Die Antizipationszeit ist relativ kurz, da ich gleich das Handy zur Hand nehme. Es ist ja nicht so, dass ich mich eine Woche lang darauf freue einen Videoclip zu schauen.
    • Die Emotion dazu kann der Wunsch nach Unterhaltung oder Information sein.
    • während dem Such- und Lade-Vorgang entsteht ein Emotion der Anspannung bis ich das gefunden habe was ich suche.
  2. connecting:
    • Die Momente in denen ich YouTube nutze, können ganz unterschiedlich sein.
    • Mit jeder Grundstimmung, jedem neuen Tag an dem ich verschiedene Clips aussuche, ist das Erlebnis ein anderes. Denn YouTube passt sich Deinen Emotionen an.
    • So gesehen ist jeder Besuch auch YouTube eine neue Experience mit verschiedenen Emotionen.
  3. interpreting:
    • Ich interpretiere oft was ich an Informationen aufnehme. Das heisst ich denke darüber nach.
  4. reflecting:
    • Das Reflektieren über vergangenes gehört schon seltener dazu. Allenfalls Tutorials oder Clips von denen ich lernen will rufe ich mir gelegentlich in Erinnerung.
    • Funktionsweisen rufe ich mir ebenfalls gelegentlich in Erinnerung. „Wie habe ich letztes Mal schon wieder die Übersicht über meine abonierten Kanäle gefunden?“
  5. appropriating:
    • Ich stelle eine ganze Menge an Verknüpfungen zur „realen Welt“ her:
      Höre ich ein Lied im Radio, werde ich dieses mit dem passenden Videoclip dazu verbinden.
      Setze ich etwas praktisch um was ich aus einem Tutorial habe, dann ist das ebenfalls eine Verbindung.
  6. recounting:
    • „Hey, diesen Clip muss du dir unbedingt ansehen!“

3. Experience: Kleiderladen

Ein Kleiderladen. Kein bestimmter. Auf der Strasse, mit Schaufenster, Klamotten zum anfassen, echten BeraterInnen und einer Kasse die Tschi-Tsching macht.

  1. anticipating:
    • Wenn geplanter Einkauf, dann ja: „Ich möchte eine Jacke die so und so aussieht.“ Die Emotion dazu: gering, die Zeitspanne kann unter Umständen aber sehr lang sein bis ich tatsächlich in den Laden gehe.
    • Wenn Spontankauf, dann nein: Ich laufe rein, mir gefällt was, ich kauf es ohne Vorher daran gedacht zu haben.
  2. connecting:
    • Ab dem Moment in dem ich den Laden betrete, betrete ich auch einen Raum voller Emotionen.
    • Das Ambiente kann verschiedene Emotionen auslösen sowie die Auswahl der Kleider und die Tatsache ob ich finde was mir gefällt oder nicht.
    • Die Beratung wird Emotionen auslösen.
    • Die Preise werden Emotionen auslösen.
    • Ich werde häufiger die Kleiderläden besuchen, die letztes Mal positive Emotionen ausgelöst haben.
    • Jeder Kleiderladen hat seine eigene Experience.
  3. interpreting:
    • Ich überlege mir ob die Kleidungsstücke wirklich brauche.
    • Ich stelle Preisüberlegungen an.
  4. reflecting:
    • Ich erinnere mich hauptsächlich an die gekauften Kleider.
    • Sollte die Beratung besonders auffallen, werde ich mich auch an diese Emotion erinnern.
  5. appropriating:
    • Ich stelle schon während dem Einkauf eine Verbindung zu meiner bestehenden Garderobe her. Passen die neuen Kleider zu denen in meinem Kleiderschrank?
    • Ich stelle eine Verbindung her zu den Anlässen an denen ich die neuen Kleider tragen werde.
  6. recounting:
    • Wenn mich jemand fragt, wo ich die Kleider her habe, werde ich darüber erzählen.

Quellen:
Buch: Design for Experience by Jinwoo Kim
Folien zum Kurs (EN): Interaction Design Foundation, HCI Lesson 6 – S.34, 35
Kurs (EN): Interaction Design Foundation, HCI 
Case Study: How many seconds does it take to order a burrito. Guzman Y Gomez
Gefühle, eine Liste: Gefühlsliste von improtheater
Definition Emotionen:
http://www.karteikarte.com/card/151547/definiere-emotion-gef-hl-affekt-und-stimmung
http://www.usabilityblog.de/2011/11/stimmung-und-emotion-wo-liegen-die-unterschiede-und-wie-lassen-sie-sich-beeinflussen/

 

Ein Gedanke zu “„6 processes of sense-making“ – Die Abläufe einer Erfahrung analysiert – 3 Beispiele

  1. Pingback: 6 processes of sense-making – Experience interpretiert – 3 Beispiele | Paul into UX

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